Heimkehr nach 100 Jahren
Schafflund: Hinter der Reise des Kunstwerkes steckt eine faszinierende Familiengeschichte
Drehen wir die Zeit einmal über 100 Jahre zurück. Am Ufer des damals noch großen Mühlenteichs in Schafflund steht eine Staffelei, davor ein Maler, der mit seinen Ölfarben die Szene vor sich auf die Leinwand bringen möchte.
Wir schreiben das Jahr 1916. Es dürfte ein Spätsommertag gewesen sein, denn er wählt ein dunkles Grün für das Laub der Bäume. Im Mühlenteich sind kleinere Gruppen von Schwimmpflanzen zu erkennen. Vermutlich sind es Teichrosen, wie sie mittlerweile die gesamte Wasserfläche bedecken.
Gemälde im Besitz der Hamburger Familie Sager
Hinter den Bäumen erkennt man die Gebäude der Wassermühle, eine Perspektive, die einem Foto von vor 1900 ähnelt, das in dem Band „Schafflund in alten Ansichten“ abgedruckt wurde.
Dieses stimmungsvolle Gemälde befand sich im Besitz der Hamburger Familie Sager und kehrte nun an seinen Herkunftsort zurück – als Schenkung an den Bürgerverein. „Wir freuen uns sehr darüber“, sagt dessen Vorsitzende Constanze Best-Jensen. „Es wird einen schönen Platz in unserem Bürgerhaus finden.“
Aber wie kam es dazu? Dahinter steckt eine interessante Geschichte, über die Peter Gimm, Leiter des Dorfarchivs, Auskunft geben kann. „Dieter Sager war im Rahmen seiner Familienforschung auf der Suche nach seiner Großmutter Margaretha Sager und den Vorfahren, die in Schafflund gelebt haben“, erzählt er. „Bei meinen Nachforschungen wurde ich dann tatsächlich fündig – aber in Wallsbüll.“ Er habe die Geburtsurkunde der Großmutter Margarethe Petersen im Jahr 1885 gefunden und auch die Heiratsurkunde von deren Eltern vier Jahre zuvor. Doch was hatte es mit der Schafflunder Mühle auf sich, von der Dieter Sager wusste, von ihr sei in der Familie erzählt worden? Peter Gimm forschte weiter und fand heraus, dass die Urgroßmutter eine Tochter des damaligen Mühlenverwalters Hans Petersen war. Daraufhin holte Dieter Sager in Hamburg das alte Bild von der Wassermühle hervor. „Es hing viele Jahre in Othmarschen in einem ganz verwunschenen, alten Haus mit Hühnern und Katzen“, erinnert er sich an Besuche bei der Großtante.
Restaurator gesucht
Nach ihrem Tod habe sein Vater das Gemälde geerbt, später gelangte es in seinen Besitz. Gemalt wurde es von Berthold Grote, und zwar 1916, wie die Signatur verrät. Er selbst lebte nicht in Schafflund, war Werbefachmann für die Firma Dralle/Birkin in Hamburg, aber bei Besuchen in Schafflund entfaltete er offensichtlich seine künstlerische Ader, auch Ölgemälde zu malen, angesichts der Wassermühlen-Idylle.
Er war verheiratet mit der Schwester von Margarethe Sager, geb. Petersen, von daher war ihm deren heimatliches Umfeld vertraut. „Ich vermute, dass er direkt am Mühlenteich gemalt hat“, meint Dieter Sager. „So wurde es immer erzählt.“ Und nun ist das Bild zurückgekehrt. Nach über 100 Jahren weist es ein paar kleine Beschädigungen auf. „Wir würden uns freuen, wenn sich jemand fände, der es für uns restaurieren könnte“, sagt Constanze Best-Jensen.
Quelle - SHZ Helga Böwadt
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